In den Anfangszeiten war der Werwolf keineswegs das
böse Geschöpf, das man heute kennt. Im Gegenteil, er galt als Beschützer
und Helfer. Ein kleiner Blick zu den Schamanenvölkern genügt. Denn
auch diese verwandeln sich in Tiere, um ihr Volk und ihre Leute zu
schützen. Und die Tiere, die man fürchtete, waren dafür am besten
geeignet. Sie kommunizierten mit den Geistern um Pakte zu schließen, die
beiden Seiten dienen sollten. Lange Zeit gab es kaum Kulturen, die
dies nicht als festen Bestandteil sahen. Doch schließlich sollte der
Untergang über die Lykanthropie hereinbrechen - und einer der
Nebenfeffekte war, daß in der Hochblüte der Inquisition auch
Werwolfsprozesse stattfanden. Waren die Hexen, die man dem
Scheiterhaufen überantwortete zum größten Teil weiblich, so blieb das Feld
der Lykanthropie vor allem den Männern vorbehalten. Doch auch hier wurden
gezielt einzelne Berufsgruppen "bevorzugt", zumeist handelte es sich dabei
um Hirten und andere Gruppen, die sich der menschlichen "Kontrolle"
entzogen. Vor allem im deutsch/französischen Gebiet gab es die meisten
derart Verfolgten. Auch der Schäfer Henrich fing sich in den Stricken
und Wirren der Zeit um schließlich der Verwandlung bezichtigt zu werden.
Elmar Lorey hat mit diesem Buch
dem Schäfer ein Sprachrohr in die Hand gegeben, das er zu seiner eigenen
Zeit nicht hatte. Von diesem Fall zieht Lorey einen roten Faden, berichtet
von anderen, ähnlich gearteten Fällen und zieht auch Parallelen, die
einiges in neuerem und klarerem Licht darstellen. Doch vergißt er auch
nicht auf die besonderen Umstände, die sowohl der 30jährige Krieg, als
auch die Auswüchse, die der Schrecken der Inquisition bereits alles
angerichtet hat. Es darf nicht vergessen werden, daß die damalige Zeit
voller Schrecken und Unsicherheiten war, keiner war sich wirklich seines
Lebens sicher. Lorey versucht auch zu klären, wieso praktisch Hexen
und Werwölfe Hand in Hand immer tiefer in den Sumpf des Bösen abgedrängt
wurden. Abschließend berichtet er noch von einem rumänischen Werwolf,
der erst vor ein paar Jahren verstarb und sogar der Mittelpunkt einer
Fernsehreportage war.
Liebhaber und Kenner von
Lykanthropie und Inquisition werden gleichermaßen ihre Freude an diesem
Buch haben, beleuchtet es doch vieles auch in neuem Zusammenhang und von
Seiten, die man bisher eher gemieden hat. |