BlutLust-Zusammenkunft zum Thema

Henker & Scharfrichter

Töten im Namen des Gesetzes, Faszination und Fluch dieses Berufsstandes

- am 05.04.2006


Der Mensch hat immer gern und ausgiebig gefoltert. Seine Kreativität im Ersinnen von immer härteren und schwereren Foltermethoden und Hinrichtungsarten ist bis heute ungebremst.
Gerade in diesem Gebiet zeigt sich, daß der Mensch keineswegs gleichgestellt ist. Immer wieder konnten sich Adelige oder verdienstvolle Persönlichkeiten freikaufen, waren finanziell besser Gestellte im Vorteil.

Vor allem in früheren Tagen war der geopferte Mensch oft genug für die Götter gedacht, war Menschenopfer - als Sühne für die Gemeinschaft (was ja dann schließlich durch Tieropfer ersetzt wurde - wie zB in der jüdischen Gemeinschaft gut ersichtlich ist).

Die ersten Erschießungen gab es bei hohen römischen Soldaten.
Andere "klassische" Hinrichtungen waren zB:

waren vor allem in der "guten, alten Zeit" genutzt und verwendet worden...
Später war vor allem die Enthauptung ein Privileg - das zu einer ehrenhaften Beerdigung führte.

Nach einer schlimmen Hinrichtung sollte die Seele geläutert in den Himmel eintreten können.

Schwerpunkt Österreich

1221 wurde das Stadtrecht von den Babenbergern übertragen - bis dahin waren die Bürger vor allem Selbstschutz und eigener Richter... die Schotten und die Universität verfügten über eigene Gerichtsbarkeit

Richtstätten in Wien:

(1583 kam es zum einzigen Hexenprozeß, der in Österreich nachweisbar ist...)

1608 - 1. Folterkammer - Malefizspitzbubenhaus (für schwere Delikte - Diebstahl zB in Kirchen und von Getreide)

Einer der Gründe für die Todesstrafe mochte gewesen sein, daß Gefängnisse erst seit wenigen Jahrhunderten in dieser Form existierten. Als man erkannte, daß mit den Gefangenen gutes Geld zu verdienen war. Eine der wenigen Alternativen zur Todesstrafe war das lebendige Einmauern. (Freiwillig geschah das immer wieder in Klöstern. Jedoch war dafür die Motivation eine komplett andere...) Jedoch vermochten vor allem die besser Gestellten - so sie in der Lage waren einen Teil ihres Hauses dafür abzweigen zu können - verurteilte Familienangehörigen so zu einer "Begnadigung" zu verhelfen. Somit waren sie zwar lebendig begraben, wurden aber doch weiter mit Nahrung versorgt.

Naturgegeben ist die Situation für den Delinquenten nicht gerade einfach - doch auch der Beruf des Scharfrichters / Henkers hatte einiges an sich, das sein Dasein durchaus erschwerte...

So wurde zB 1488 der Scharfrichter mit Steinen beworfen, weil er eine schlechte Schlinge gemacht hatte.

Sein Berufsstand war praktisch immer von Schande und Entehrung begleitet. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert war das Amt des Scharfrichters erblich (zB die französische Familie Sanson). Ehepartner fanden sich zumeist nur innerhalb anderer Scharfrichterfamilien.

Ursprünglich wurden die Hinrichtungen selber vollstreckt (zB war es durchaus üblich, daß der Dieb von demjenigen gehängt wurde, den er bestohlen hatte). In größeren Städten übernahm der Stadtbüttel diese Aufgabe. Jedoch war es bald soweit, daß man Leute extra für diesen Posten bezahlte...

1276 wurde die Unehrlichkeit (infam sein) des Berufes im Sachsenspiegel erwähnt...
weitere "unehrliche" Berufe waren:

ehrliche Berufe, die leicht unehrlich werden konnten:

Schlecht war der Verdienst eines Scharfrichters selten - dennoch nutzte er auch jegliche Möglichkeit für Zusatzeinkommen...

Henker/Scharfrichter wurden nicht in Kirchenbücher eingetragen, erst später hatten ihre Kinder die Möglichkeit "ehrlich" zu werden, indem sie anständige Berufe erlernten

Reine Vorsichtsmaßnahme war, wenn der Delinquent mit dem Rücken in die Folterkammer geführt wurde, bzw. der Verurteilte eine Maske trug. Damit wurde verhindert, daß das "ausführende Organ Gottes" mit dem bösen Blick oder ähnlich netten Dingen belegt wurden.

Je nach Kulturkreis, Zeit, Umfeld und persönliche Erfahrungen sah und sieht man die Todesstrafe und die Folter als völlig verschieden an.

Wurde in Europa die Folter genommen um an Geständnisse zu kommen und der Henker geächtet und unehrenhaft ... so war im asiatischen Bereich - vor allem in China - der Henkersberuf sehr angesehen. Je schmerzhafter und qualvoller der Tod war, desto ehrenhafter war er auch. Gerade in China wurden das Töten und Foltern als Kunst angesehen.

So zB gab es die Todesart der 100 Teile. Man nahm den Verurteilten und trennte ihm Stück für Stück Haut, Fleisch und andere Körperteile ab, um zu verhindern, daß er verblutete nahm man möglicherweise eine bestimmte Kalkart (zum Zusammenziehen der Arterien) oder brannte vielleicht auch die Wunden aus.

Eines hatten aber alle gemeinsam - Hinrichtungen waren immer ein Volksfest. Man nahm sich die Zeit dafür, nahm seine Kinder mit, Buden wurden aufgebaut, Unterhalter fanden sich ein. Tod und Grausamkeit war ein Magnet, Hinrichtungen waren Rituale, an der die Öffentlichkeit getrost teilnehmen konnte - sie sollten lernen, verstehen und doch war es oft genug nur Vergnügen, das sie anzog, ein durch und durch lustvolles Erlebnis für die ganze Familie.

Erst im 20. Jahrhundert kam man in vielen Ländern von der Todesstrafe ab - so zB in Österreich in den 50er Jahren - in vielen Ländern wird es ja noch bis heute praktiziert, man braucht nur ein wenig über die Landesgrenzen zu gehen und sieht, wozu auch die "moderne" Gesellschaft immer noch fähig ist.

Rhiannon


Buchtipps:
- Im Garten der Qualen

- Die Erinnerungen des österr. Scharfrichters
  HG. Harald Seyrl, Edition Seyrl
  ISBN 3-90169702-0