Joe R. Lansdale - Mein toter Hund Bobby

Mein toter Hund Bobby macht keine Kunststückchen mehr. Wenn ich dem Mistvieh in die Augen sehen will, muss ich mich entweder hinknien und meinen Kopf auf den Boden drücken oder ihm den seinen mit einem Stock hochstützen. Ich habe mir überlegt, ob ich seinen Kopf hinten an die Scheune nageln soll, dann ist es vielleicht nicht ganz so schlimm mit den Ameisen. Aber wie mein Alter immer sagt: "Ameisen können klettern." Also ist das vielleicht doch keine so gute Idee.

Aber er war ein guter Hund, und es stinkt mir, ihn so verfaulen zu sehen. Andererseits habe ich es auch satt, ihn dauernd in einem Sack mit mir herumzuschleppen und ihn morgens und abends in die Gefriertruhe zu stecken. Eines noch. Dass er getötet wurde, hat ihm abgewöhnt, Autos hinterherzujagen, und dadurch wurde er ja überhaupt erst zermatscht. Wenn ich jetzt will, dass er mit Autos spielt, muss ich mich an den Rand der Interstate stellen und ihn mitsamt seinem Sack auf die Fahrbahn werfen; gerät er dann unter die Reifen und hüpft hoch, muss ich mich mit dem Fuß auf ein Ende von ihm stellen, damit sich das andere wieder mit Gedärmen füllt.

Es ist manchmal so schlimm, dass ich es abends kaum fertig bringe, in den Sack zu sehen, und ich muss gestehen, ihm seinen Gute-Nachtkuss auf die Lefzen zu geben, macht längst nicht mehr soviel Spaß wie früher. Er riecht, und die Zähne, die durch seine Schnauze getrieben worden sind, stehen spitz in alle möglichen Richtungen ab, und manchmal zerkratze ich mir das Gesicht daran. Ich werde Bobby morgen wieder mit zum See nehmen. Wenn man ihn an einem aufgepumpten Reifen festbindet, schwimmt er. Das ist keine schlechte Methode, sich nach einem heißen Tag abzukühlen, und außerdem ertrinken die Ameisen und Maden und so weiter dabei. Auf diese Weise haben wir meinen kleinen Bruder sechs Monate lang ziemlich gut in Schuss gehalten. Erst als wir anfingen, ihn hinten an der Scheune festzunageln, sah er allmählich durchlöchert aus. Letzten Endes haben ihn nicht die Ameisen fertiggemacht, die zu ihm raufgekrabbelt sind, sondern die verdammten Nägel.

Wir hatten keine guten Stellen mehr, um sie einzuschlagen, nachdem seine Ohren abgefallen waren, und wir mussten immer längere Nägel nehmen, die wir ihm durch den Kopf und den Hals und so weiter treiben konnten. Dass wir die Nägel jeden Tag mit der Beißzange herausziehen mussten, hat sein Aussehen auch nicht gerade verbessert.

Mein Alter sagt, wenn er es noch einmal zu tun hätte, würde er meinen Bruder nicht mehr so fest mit dem Stuhl schlagen. Aber das hat er auch von meiner kleinen Schwester gesagt, als er ihr den Kopf eingetreten hat. Die hat übrigens nicht so lange gehalten. Damals kannten wir noch nicht so viele Tricks wie heute.

Nun, ich hoffe, ich bekomme Bobby wieder in seinen Sack. Er wird allmählich aufgedunsen und zerfällt. Jetzt bin ich soweit, ihn einzupacken und nach Hause zu gehen, damit ich Mom sehen kann. Ich sehe sie -immer ein paar Minuten an, bevor ich Bobby zu ihr in die Gefriertruhe lege.

Joe R. Lansdale