BlutLust-Zusammenkunft
am 04.Januar im Jahre 2006 a.D.
zum Thema

Angst -
physiologische & psychologische Konzepte



Was ist Angst überhaupt?

  • Angst (von lat. angustia = Enge) hat man vor etwas Konkretem

  • Furcht vor Undefiniertem

  • Ängstlichkeit ist eine persönliche Einstellung bzw. Charaktereigenschaft


  • Im Englischen ist /Angst /ebenso existent - bedeutet soviel wie Existenzangst - "angst-ridden" (von Angst geritten, im Sinne von beherrscht) - möglicherweise wurde es 1849 von George Eliot ins Englische eingeführt. Ungewißheit bringt Angst mit sich, egal ob es sich dabei um eine Situation, eine Person, einen Ort oder Erinnerungen handelt - Angst ist grundlegend, elementar und eine unserer ältesten Empfindungen. Es ist ein Warnsignal und dient dem Selbsterhalt, schützt vor Gefahr und erweckt Sinne zu einer ganz besonderen Wachheit.
    Unbekanntes wird potentiell als bedrohlich eingestuft. Man fühlt sich hilflos und ausgeliefert, hat die Situation nicht mehr unter Kontrolle, vielleicht schon etwas Ähnliches erlebt, das unangenehm war.

    Ab wo wird Angst empfunden? Die Grenze und wovor ist von Mensch zu Mensch verschieden. (Tiere fühlen genauso Angst und Schmerz doch sie empfinden keine Lust an der Angst.) Grob kann bei Menschen zwischen Angstvermeider und Angst-Steller bzw. Angst-Sucher unterschieden werden.



    Wozu dient sie?

    Angst ist ein wichtiges Überlebenstraining. Man lernt aus der Situation aus der man - mehr oder weniger - unbeschadet rausgekommen ist und kann es beim nächsten Mal besser machen, hütet sich vielleicht nächstes Mal davor in eine ähnliche Situation zu kommen. Gerade Kinder brauchen - in richtigem Maß - die Konfrontation mit der Angst. Gerade dadurch werden sie stärker und besser gerüstet für ein Leben in der "freien Wildbahn". Die Faszination vor dem Gruseln sollte ihnen nicht genommen werden.
    Gerade Kinder sind ja fasziniert davon. Märchen mit Blut, Mord, Gewalt, böser Magie und dergleichen (und wenn nicht anders das alte Testament mit seinen "Verbrechen") sind bei Kindern sehr beliebt.



    Was geschieht im Körper?

    Jeder kennt die Symptome, jeder weiß, wie sich Angst anfühlt.

    Typisch sind:

  • Herzklopfen, schnellerer Puls

  • Schweißausbrüche feuchte Hände, Hitze (Hitzewallungen)

  • Gänsehaut, Aufstellen der Haare (wie zB bei Katzen zu sehen - der Urmensch versuchte größer und gefährlicher auszusehen)

  • Zittern, Beben

  • trockener Mund

  • Schwindel, Benommenheit, Beklemmung

  • Atembeschwerden, Atem geht schneller

  • Übelkeit

  • Durchfall

  • man fühlt sich am Überschnappen

  • alles ist unwirklich - man selber "nicht richtig da"

  • Angst zu sterben, man fühlt sich vernichtet, verliert die Kontrolle


  • Der Körper schüttet Adrenalin und Noradrenalin aus, die Aufmerksamkeit wird erhöht, die Wahrnehmung und Sinne empfindlicher.
    Es wird mehr Energie bereitgestellt, die Wahrscheinlichkeit sie zu brauchen ist da.
    Allerdings läßt nach dem Ende der Situation alles wieder nach bis zu einem Normalmaß.



    Welche Arten von Aengsten gibt es?

  • Angst vor der Finsternis und der Nacht - gerade in Urzeiten war sie überlebenswichtig
  • Ängste aus Erfahrung - sehr persönliche Ängste und individuell verschieden
         o Hundebiß (man entwickelt Angst vor Hunden)
         o Prüfungsangst
         o Angst zu versagen in bestimmten Situationen und viele mehr

  • angeborene Ängste/in der Familie weitergegebene Angst


  • Generell ist die Angst immer eine sehr persönliche Sache, von Mensch zu Mensch verschieden.
    Jeder reagiert auf anderes empfindlich. Kinder finden anderes bedrohlich als Erwachsene, ebenso wie Frauen und Männer oder Personen aus verschiedenen Ländern bzw. Gesellschaftsschichten.
    Es kommt sehr stark auf das Umfeld und viele andere Faktoren an, welche Angst einen persönlich betrifft - und in welchem Ausmaß.



    Woher kommen sie eigentlich?

  • Kontrollverlust - der wohl häufigste Grund, in welcher Form auch immer
  • (kindliche) Erfahrungen - ein Erlebnis, das sich besonders einprägt
  • Überschaubarkeit geht verloren
  • rationale Erklärungen funktionieren nicht mehr
  • Phantasie - man stellt sich eine Situation, Begebenheit, Kontakt... vor und bekommt davor Panik
  • Massendenken - eine Gesellschaft, Gruppe, Gemeinschaft baut eine "kollektive" Angst/Furcht auf
  • Innere Konflikte, die allerdings nur eine mißglückte Konfliktlösung anbieten


  • Warum sind manche Menschen ängstlicher als andere?

    Gründe können folgende sein:

  • persönliche Erfahrungen
  • Vorstellungen/Phantasie
  • Kindheitserinnerungen
  • belastende Erlebnisse
  • generell haben ängstliche Eltern haben ängstliche Kinder



  • Wann ist Angst "nicht mehr normal"? - Angststörungen

    Die Angst ist etwas ganz Normales, jeder hat sie ab und an, jeder kennt sie, sie ist gesund und wichtig - in passendem Ausmaß.
    Doch irgendwo ist für jeden eine Grenze ab der Angst haben - Angst fühlen - nur noch krank macht/ist.

    Angststörungen sind

  • Phobien (objektbezogene Ängste)
  • soziale Angst (Angst vor Menschen, sich zu blamieren,...)
  • Agoraphobie (Angst vor freien Flächen, Menschenmengen,...)
  • situative Phobien (Flugangst, Höhenangst, Tunnels, Aufzüge)
  • spezifische Phobien wie Angst vor Tieren (speziell vor Hunden), Blut, Gewitter,...
  • Panik-Störungen (beginnen abrupt, erreichen binnen kurzer Zeit einen Höhepunkt und dauern mindestens einige Minuten an)
  • Angst-Störungen (kein erkennbarer äußerer Anlaß) und
  • posttraumatische Belastungsstörungen


  • Wie überall gibt es natürlich auch hier Risikofaktoren:
  • Alter
  • Geschlecht - vor allem Frauen neigen dazu
  • genetische Faktoren
  • soziales Umfeld
  • Erfahrungen und Erlebnisse


  • Was kann man gegen/mit Aengsten tun?

  • Sport
  • Medikamente/Beruhigungsmittel
  • Suggestionen
  • Atemtechniken
  • therapeutische Ansätze/Psychotherapie
  • Selbsthilfe wie autogenes Training, Biodfeedback, Atemtherapie,...
  • Angstbewältigungstraining
  • Reizkonfrontation


  • und schliesslich...
    Warum macht das Spielen mit der Angst so viel Spaß?

    Ängste üben starke Anziehungskraft aus, sie reizen, fordern heraus.

    Für viele ist das Spiel mit der Angst Lust, Nervenkitzel, Kick und um sich lebendig zu fühlen (Sterben muß man sowieso, warum auch tot leben?). Man kommt zu einer seiner Grenzen, überschreitet sie und kommt doch unbeschadet wieder zurück. Hinterher ist die Erleichterung groß, man hat etwas geleistet und fühlt sich wohl, befreit und /unheimlich /glücklich.
    Währenddessen wird Dopamin freigesetzt, dieser begleitet - vom Sex bis zum Essen - alle angenehmen Tätigkeiten. Man hat hinterher was Neues gelernt und wieder Erfahrung gesammelt, die einem später wohl helfen wird/kann.
    Wer sich gerne seiner Angst stellt kennt das Gefühl - quer durch die Bandbreite vom Kind zum Greis, egal welche Gesellschaftsschicht oder Wohnort, das Gefühl ist das Gleiche.

    Von Angst geht eine Art Erotik aus, die man sonst nirgendwo findet. Es ist einfach nur furchtbar schön.

    Das Risiko wird gesucht (meistens, wenn man weiß, daß nichts passieren kann, man will doch abgesichert sein). Viele sind der Meinung, daß sie sich sicher sein wollen, daß sie sich absichern, sich ansonsten nicht in die entsprechende, selbstgewählte Situation begeben (Bergsteigen, Bungee Jumping,...) aber Ausnahmen bestätigen die Regel (Blind Dates, wenn man jemanden im Internet kennenlernt ohne sich abzusichern, sich einer wildfremden Person ausliefern, "Barebacking (ohne Sattel reiten) Gruppensex ohne Kondome".

    Ein Teil des Spieles mit der Angst ist das Ausleben bestimmter Phantasien, Situationen, denen man im realen Leben eher ungern begegnen würde (Entführung, Vergewaltigung, sich ausliefern,...) - die Unterscheidung zwischen realer und fiktiver Gefahr mag während der Auslebung der Phantasie bisweilen verschwimmen.

    Man hat bisweilen Trance-Erlebnisse, bekommt einen Tunnelblick und kann sich hinterher manchmal an so manches danach gar nicht mehr erinnern.



    Horrorfilme

    Gerade junge Leute lieben Horrorfilme, auch, wenn hinterher das Licht auf Festtagsbeleuchtung geschaltet wird, man sich unter der Decke verkriecht, der nächste Horrorfilm folgt bestimmt. Leider ist es nur so, daß viele Horrorfilme dieses "Prädikat" gar nicht verdienen, manche Filme aus anderen Genre allerdings in den Bereich des Horrors einzureihen wären. Grusel und passende Stimmung aufzubauen ist leicht, ihn zu halten allerdings sehr schwer.

    Und gerade beim Spiel mit der Angst gibt es ein "/Problem/" - man braucht immer höhere Dosen um zu seinem Kick zu kommen, bei ständiger Konfrontation nimmt selbst die größte Angst irgendwann einmal ab.



    Buchtips:

  • Rost, Detlef H.; Schermer, Franz J.: "Leistungsängstlichkeit".
  • Rost, Detlef H. (Hrsg.): "Handbuch der Pädagogische Psychologie". Weinheim 1998, 2001, ISBN 3-621-27491-X
  • Peter Knauer: "Unseren Glauben verstehen", Würzburg, 6. Auflage, 2001.
  • Little Fears - Kleine Ängste, (Rollenspielbuch um Kinder und ihre Ängste)
  • Werke von H.P. Lovecraft, seine Art die Dinge zu beschreiben ist durchwegs subtil ... er beschreibt das Unbeschreibliche auf mehreren Seiten - wer sie noch nicht kennt - unbedingt mal reinschmökern.


  • Rhiannon